Ein Riesenfernrohr wird sich auf der Ausstellung befinden, welches nach der Idee und den Angaben des Astronomen der grunewald-Sternwarte, Herrn Archenhold, erbaut wird. Der Unterbau für dieses Riesenfernrohr wird im östlichen Teile der Ausstellung, nördlich vom Theater "Alt-Berlin", errichtet.Den Namen "Riesenfernrohr" wird es jedenfals verdienen, obgleich es im Objektiv und in den sonstigen Dimensionen nicht jene gewaltige Größe haben wird, die sein geistiger Urheber ursprünglich plante. Es wird immerhin das größte Fernrohr der Welt sein. Bekanntlich ist das größte in Deutschland existierende Fernrohr ein 18-Zöllwe. Es wird übertroffen von dem Refraktor in Pulkowo, dessen Objektiv 30 Zoll, während der Riesenrefraktor der Lick-Sternwarte in Kalifornien ein 38-Zöller ist. Das größte jetzt existierende Meisterwerk der Optik, ein 40-Zöller, besitzt seit zwei Jahren die Sternwarte bei Chicago. Die Berliner wewrden nun den Amerikanern, die sich in Riesendimesionen nicht genug tun können, überlegen sein, da das Fernrohr der
Gewerbeaustellung ein Objektiv von 44 Zoll oder 110 Zentimeter haben wird. Eigentlich werden es zwei Fernrohre sein, nämlich der 44-Zöller mit kurzer Brennweite und ein 28-Zöller mit langer Brennweite. Wer die Fixsterne, die Planeten und den Mond wird bewundern wollen, wird sich schon mit dem 28-Zöller begnügen und damit trösten müssen, daß man durch ein Rohr von der respektablen Länge von 21 Meter blickt. Der 44-Zöller aber, dessen Rohr nur 6 Meter Länge erreichen wird, wird dafür um so besser die Betrachtung der Kometen mit ihren Kernen und Schweifen und der Nebelflecken ermöglichen. Das doppelte Riesenfernrohr wird den großen Vorzug besitzen, daß man damit jeden Punkt des Himmels betrachten und mit der größten erreichbaren Präzision der Bewegung der Gestirne wird folgen können. Ein nicht minder großer Vorzug ist die besondere Eigenart dieses Doppel-Riesenfernrohrs, die darin besteht, daß der Kuppelbau wegfällt. Bei großen Fernrohren nämlich erfordern der Kuppelbau und seine Mechanik alleine etwa 90 Prozent der Kosten, während nur 10 Prozent auf die Optik entfallen. Das Zustandekommen des Riesenfernrohrs der Berliner
Gewerbeausstellung wurde deshalb ermöglicht, weil man die ungeheuren Kosten für den Kuppelbau ersparen konnte. Dieser wird durch eine Schutzhülle aus Eisenblech ersetzt, in der sich die Fernrohre befinden.