Deutsche Bad / Kaiserbad

 
 
Deutsches Bad am Bahnhof Treptow 1909

Auf Grund des großen Zuspruchs, den die Flussbadeanstalt am Rande des Pänterwalds fand, folgte etwa 1903 der Bau des Deutschen Bades dicht am Bahnhof Treptow in Reichweite der heutigen Dampferanlegestelle. Der prachtvolle Bau mit seinen spitzen Türmen und den vielen Kaiser-Flaggen wurde von der Stadtbahn durch die Bahnböschung und einem schmalen Weg am Wasser getrennt. Vom Anstaltsbesitzer Erich Ziehm eingeweiht, 1905 schon wieder umgestaltet, wurde 1907 ein Bootssteg für Motorschiffe angebaut. Von hier aus konnten Fahrten nach Sadowa unternommen werden, die von der Bootsvermietung Steller angeboten wurden. Ein kleiner Hafen für Ruderkähne erstreckte sich zum Ufer hin. Und natürlich, wie konnte es sein, hatte man in der Einrichtung des Flussbades ein Restaurant etabliert.
 
   
Deutsches Bad am Bahnhof Treptow um 1910

Durch den Eingangsbereich des aus Holz gefertigten Gebäudes erreichbar, bot es mit seiner Veranda den Gästen einen vorzüglichen Ausblick auf die Spreelandschaft. Eine gesonderte Aussichtsplattform zur Innenseite der Anstalt ließ die Zuschauer am Schwimm-und Badebetrieb teilhaben.
 
   
 
Badespass im sauberen Wasser der Spree im Jahre 1920

Der Eintritt in das Badevergnügen kostete ab August 1912 für Erwachsene 20 und für Kinder 10 Pfennige. Ab Juni 1915 erhielt nach einer Vereinbarung der Eigentümer von "Deutschen Bad und Kaiserbad" die Einwohner Treptows in beiden Einrichtungen besondere Ausweiskarten zum ermäßigtem Preis.
 
   
 
Freischwimmer-Ausweiß von Martha Rosenhahn, spätere Gühler (Frau von "Honig-Gühler")

Das Baden an "wilden" Stellen war seinerzeit noch streng verboten. So hatten die beiden Treptower Streifen-Gendarmen Döhring und Behrendt Ende Juli 1917 am Kiehnwerder von den dort 20 badenden Personen einige verhaftet. Auf eine flüchtende Person wurde eine "wilde Verbrecherjagt zu Wasser und zu Lande" gemacht, die erst um drei Uhr morgens mit der Festnahme auf dem Rummelsburger See endete.
Den Umbau des Deutschen Bades in ein Familienbad (Damenbad / Herrenbad) und die damit verbundene Aufhebung der Trennung nach Geschlechtern sowie den Ausbau eines Nichtschwimmerbeckens hatte man erst 1921 vorgenommen.
 
   
 
Bild enstand im Sommer 1910 im Kaiserbad

Dier beliebte und von den Berlinern gern angenommene Anstalt ging 1923 in das Eigentum des Schwimmklubs Poseidon über und nannte sich Deutsche Bad GmbH.
In den frühen 40er Jahren blieben eine Zeit lang Badegäste aus, weil das Gerücht umging, ein Schwimmer hätte sich vom Sprungbrett ins Wasser gehechtet und wäre nicht mehr aufgetaucht. Er soll sich mit dem Kopf in einer weggeworfenen Sprungfedermatratze verfangen haben. Ob dies den Tatsachen entsprach oder nur von der Konkurenz in Umlauf gebracht worden war, lässt sich nicht mehr feststellen.
Das vereinseigene Bad exestierte noch bis 1944, die Rudimente wurden im Frühjahr 1951 demontiert. An Stelle dessen entstand eine 10,5 Meter breite und 220 Meter lange Behelsbrücke aus 450 Holzpfählen, die zu so genanten Pfahljochen verbunden waren, nach Stralau. Offiziell "Stralauer Brücke", im Volksmund "Tausendfüßler" genannt, kanalisiert sie auf Jahrzehnte den Straßenverkehr in die Innenstadt. Am 25. Juli 1951 eingeweiht, wurde sie nach dem Bau der Elsenbrücke abgetragen.
 
   
Quelle www.heimatmuseum-treptow.de
Förderverein Museum Treptow e.V.
Buch "Johannisthal in Berlin", Autor Bernd Rompf u.a.
Buch "Alt-Treptow", Autorin Helga Pett
Buch "Baumschulenweg/Plänterwald in Berlin", Autor Georg Türke
Buch "Treptows vergangene Pracht", Autor Georg Türke
Wikipedia