Gedichte, Poesie um den Treptower Park

 
  Im Treptower Park
Am Morgen ging der Frühling auf. Es zog
der Tag die Decke von den Winterschläfern.
Die feuchte Erde wimmelte von Käfern.
Die Puppe fiel. Der Schmetterling entflog.

Die Luft war blau. Die Sonne war stark,
daß die betauten Blumen Feuer fingen,
der Birken Blätter, die vornüber hingen,
der Buchen Stämme im Treptower Park.

Der Amsel Lockruf schwebte in der Luft,
um weich im Klang des Morgens zu verschwimmen,
und leis von jernher mischten Kinderstimmen
sich mit dem Frühwind und Akatzienduft.
 
   
  Am Morgen hebt sich die Sonne
über die sandige Mark,
über die weißen Stämme
der Birken im Treptower Park.
Topasblau steht der Himmel
über dem Blütenschnee,
über den weißen Kerzen
einer Kastanienallee.
Maigrün dehnt sich ein Rasen,
Glockenblume blüht blau,
silbern glitzernde Tränen
nässen die Wiese mit Tau.
Lockende Amselrufe
hängen wie Schluzen im Ohr,
perlengrauer Sandstein
ründet das Gartentor.
 
   
  Aber durch welche Schmerzen
mußten die Menschen erst gehn,
was hatten ihre Herzen
alles zu überstehn?!
Was hatten Mütter zu leiden,
denen ihr Sohn entschwand?
Groß schrieb der Tod das Scheiden
über Wiege und Wand.
Wiesen erstickt von Bränden
faßten die Toten nicht,
hinter den blutigen Händen
war ein verzerrtes Gesicht.
 
   
  Texte: Louis Fürnberg