Woher stammt der Name "Eierhäuschen"?

 
 
Berliner Woche vom 04.09.2012

Trommeln fürs "Eierhäuschen"

Initiative stemmt sich gegen Verfall der Gaststätte

Eierhaus
Manfred Mocker, Carola Fabian und Klaus Mannewitz von der Initiative "Pro Plänterwald" setzen sich für das "Eierhäuschen" ein. Foto: Ralf Drescher

Plänterwald. Ältere Treptower erinnern sich noch an sonntägliche Tanznachmittage im "Eierhäuschen". Seit gut 20 Jahren verfällt das denkmalgeschützte einstige Ausflugslokal am Spreeufer.

"Das Ausflugslokal gehört zum früheren Spreepark. Durch die Insolvenz des Unternehmens ist leider auch das ,Eierhäuschen’ von einer Restaurierung und neuen Nutzung ausgeschlossen", sagt Klaus Mannewitz von der Initiative "Pro Plänterwald". Seit Jahren versuchen Bürger und Abgeordnete, das Baudenkmal von der Spreeparkimmobilie zu trennen. Einen entsprechenden Beschluss hatte das Abgeordnetenhaus bereits 2006 gefasst. "Den hat der Senat aber bisher nicht umgesetzt", ärgert sich Mannewitz.

Bereits 1837 gab es an gleicher Stelle eine Schifferkneipe. Der Dichter Theodor Fontane beschreibt das "Eierhäuschen" in seinem Roman "Der Stechlin". Das heutige Restaurant entstand 1892 als Ersatz für einen den Flammen zum Opfer gefallenen Vorgängerbau. "Wir wollen den 120. Geburtstag des Restaurants mit einer Gedenkveranstaltung feiern", sagt Manfred Mocker, ebenfalls Mitstreiter bei "Pro Plänterwald".

Unter dem Motto "120 Jahre Denk-Mal" wird es vor der Ruine eine Veranstaltung geben, bei der sich Protest mit Spaß mischen werden. Die Initiatoren informieren über die Geschichte des Hauses und wollen mit Politikern und Fachleuten über eine mögliche Zukunft des "Eierhäuschens" sprechen. Am 8. September soll direkt vor dem Denkmal gefeiert werden. Beginn ist um 12 Uhr. Gegen 13 Uhr sorgt eine Trommelgruppe unter dem Motto "Wir trommeln die Gespenster raus" für Unterhaltung. Um 14 Uhr gibt es einen Eierlauf zum Eierhaus, und ab 14.30 Uhr diskutieren örtliche Akteure über die Zukunft des Hauses.

Angesagt haben sich unter anderem Ulrike Zeidler vom Amt für Stadtentwicklung, der bezirkliche Denkmalschützer Christian Breer und die Abgeordnetenhausmitglieder Harald Moritz (B 90/Grüne), Jutta Matuschek (Linke) und Jan Hemme (Piraten). Gegen 16 Uhr wird es dann feierlich. Krauses Comedy sorgt mit Berliner Volksliedern für Unterhaltung und Stimmung wie zur Kaiserzeit, und es darf getanzt werden.

Das heutige "Eierhäuschen" wurde bis vor 40 Jahren als Restaurant genutzt. Dann zogen Teile der damaligen Kulturparkverwaltung ein. Seit 1991 steht das Haus leer und verfällt. Der Spreepark-Wachschutz bemüht sich jedoch, Vandalen und Metalldieben den Zutritt zu verwehren und sorgt für Absperrung.

Aus Sicherheitsgründen kann das Gebäude nicht mehr betreten werden. Das "Eierhäuschen" befindet sich am Ende der Kiehnwerderallee direkt am Spreeuferweg.

Plänterwald. Seit über 20 Jahren verkommt das Eierhäuschen. Nun könnte das frühere Restaurant am Spreeufer zumindest vor weiterem Verfall bewahrt werden.

Per Konsensliste haben die Bezirksverordneten beschlossen, dass der Bezirk für eine Wintersicherung des Gebäudes sorgen soll. "Ein möglicherweise bevorstehender strenger Winter könnte die Bausubstanz so schädigen, dass nur noch ein Abriss in Frage kommt", schreibt Udo Franzke (Die Linke) im entsprechenden Antrag an die BVV. Er war auf der vergangenen Tagung gemeinsam von den Linken und Bündnis 90/Grüne eingebracht worden.

Eigentümer der über 100 Jahre alten Gaststättenruine ist das Land Berlin, vertreten durch den Liegenschaftsfonds. Eine Veräußerung ist aber nicht möglich, weil das Haus am Spreeufer Teil des Spreepark-Erbbaupachtvertrags ist und nach bisherigen Erkenntnissen nur gemeinsam mit dem früheren Rummel behandelt werden kann. Die Verordneten gehen sogar soweit, für den Fall, dass der Liegenschaftsfonds keine Sicherung des denkmalgeschützten Gebäudes veranlasst, eine Ersatzvornahme durch den Bezirk zu fordern. Ob der Bezirk in Zeiten klammer Kassen das leisten könnte, war nicht Bestandteil des BVV-Antrags.


 

 
     
1834 Das "Eierhäuschen", ein Backsteingebäude mit Turm und Erker im Plänterwald, ist vom S-Bahnhof Baumschulenweg gut zu erreichen. Bereits 1834 befand sich dort eine Schiffsanlegestelle. Der Fährmann verkaufte an Fahrensleute hart gekochte Eier. Drei Jahre später enstand, da das Geschäft florierte, das Gasthaus "Zum Eierhäuschen". Theodor Fontane schilderte in seinem Roman "Der Stechling" das Gebäude als einen "Mischling von Kiosk und Hütte.... Das "Eierhäuschen"ist ein sogenantes Lokal, und wenn uns die Lust anwandelt, so können wir da tanzen..."
Nach mehreren Bränden wurde von 1890 bis 1892 der noch heute erhaltene Backsteinbau errichtet. Eier gehörten natürlich weiter zur Spezialität des Hauses. Daraus entwickelte sich auch der Brauch, daß beim jährlichen Anrudern auf der Spree dem Sieger vom Gastwirt eine Mandel Eier -altes Zählmaß:15, auch 16 Stück- überreicht wurde.
Die historiche Gaststätte steht heute unter Denkmalschutz und ist leider dem Verfall ausgesetzt, ein Verein versucht diesen mit Spendengeldern zu verhindern.
 
 
     
 

Überreste einer slawischen Siedlung in unmittelbarer Nähe des Eierhäuschens belegen, dass diese Region an der Spree schon früh besiedelt war, doch die Geschichte des eigentlichen Ausflugslokals beginnt mit der Errichtung einer Ablage um 1820, zu der sich 1837 eine Schifferkneipe gesellte. Über die Entstehung des Namens des Lokals gibt es zwei Theorien: Entweder weil der Wächter der Ablage nebenbei Eier an die Spreeschiffer verkaufte, oder weil der Preis bei einem örtlichen Ruderwettbewerb aus einem Schock Eier bestand, wurde die Spreeschönheit so sonderbar benamst, wie es bei Fontane heißt.

1869 brannte das Restaurant erstmals ab. Der Pächter ließ es als Fachwerkbau neu errichten. Der Bau ging 1876 in den Besitz des Landes Berlin über und brannte 1890 erneut ab. Nach Entwürfen von Karl Frobenius wurde die heute noch, wenn auch in marodem Zustand, existierende dritte Version 1891/92 gebaut, die zeitweise als Requisitenkammer des Fernsehfunks diente, 1973 noch einmal teilrestauriert wurde und 1990 aufgrund der Abwicklung des VEB Kulturparks Plänterwald geschlossen wurde. Der nächste Käufer, der Betreiber des Spreeparks, ein Schausteller aus Hamburg, machte sich nach Insolvenz seines Unternehmens und anschließender Flucht nach Peru des Drogenschmuggels schuldig und konnte daraufhin auch nichts mehr für die Restaurierung des Eierhäuschens tun.

Als hinderlich für eine Reaktivierung des Eierhäuschens erweist sich die noch aus Zeiten des VEB Kulturparks fortbestehende Zuordnung der Gaststätte zur Liegenschaft Spreepark, obwohl sie außerhalb dessen Einzäunung liegt. Eine vom Berliner Abgeordnetenhaus beschlossene Herauslösung der Immobilie aus dem seit Ende 2001 insolventen Spreepark wurde seitens des Berliner Senats nicht umgesetzt, da man sich größere Vermarktungschancen für die Spreepark-Fläche erhofft.

Die Stiftung Denkmalschutz Berlin will sich nun dafür einsetzen, dass erneut geprüft wird, wie ein separater Verkauf des Eierhäuschens realisiert werden kann, da das denkmalgeschützte Gebäude immer weiter verfällt und bald nicht mehr zu sanieren ist.


 
     
 
Liliput Eisenbahn 1935   Eierhaus Grundriss
Kinderbelustingung mit der Liliput-Eisenbahn am Großen Eierhaus im Plänterwald, 1935    
 
     
 
Eierhaus um 1935   Eierhaus
Die kleinen lockte das Kinder- Paradies, die Großen das
Bürger-Bräu und für alle war es der beliebte Familientreff
im Plänterwald, wie hier im Jahre 1935
   
 
     
 
Eierhaus   Eierhaus Wappen
     
 
     
  Eierhaus  
     
Quelle www.heimatmuseum-treptow.de
Förderverein Museum Treptow e.V.
Buch "Johannisthal in Berlin", Autor Bernd Rompf u.a.
Buch "Alt-Treptow", Autorin Helga Pett
Buch "Baumschulenweg/Plänterwald in Berlin", Autor Georg Türke
Buch "Treptows vergangene Pracht", Autor Georg Türke
Wikipedia